Ich beginne diesen Blog mit dem Jahre 2010 und den Ereignissen, die mich beschäftigen.
Ich sage nur: 79 jährige Mutter in unserem vor 10 Jahren gekauften Haus mit "einliegender" Wohnung. Dann meine Frau und ich.
Weihnachten 2009: Meine seit 42 Jahren nicht beim Arzt gewesene Mutter bekommt schwer Luft und hat starke Schmerzen beim Atmen und in den Beinen. Aber zum Arzt will sie nicht... Kamillentee hilft. Nunja, nach beängstigenden Geräuschen haben wir sie unter dem Vorwand zum Arzt in der Nähe zu fahren, am 5. Januar 2010 zur Notaufnahme eines Krankenhauses gebracht.
Fazit: Lungenembolie beidseitig und massive Thrombosen in den Beinen. Sofortige Aufnahme und trotz Bettenknappheit, die erste Nacht an einem Monitor. Der Aufenthalt zog sich auf 12 Tage. Danach (eigentlich schon nach 2 Tagen) sehr gute Verbesserung.
Meine Mutter ist jedoch schwierig. Sie ist ein Mensch, der nicht genießen kann. Man hat das Gefühl, dass sie es nicht ertragen kann, wenn andere Menschen, auch ich, sich wohl fühlen. Sie hat mich schon immer vereinnahmt, bis es nicht mehr ging. Stellt sich selbst jedoch als die Unfehlbare hin.
Das nur zur Vorinfo. Als meine Mutter nun wieder bei uns war wurde uns klar:
Das Leben wird sich ändern.
Wie bewältigen mit wessen Hilfe nun den Alltag für diese Frau? Ja genau, wir müssen nun für sie mitleben.
Zunächst haben wir einen Hausarzt gesucht. In unserer Gegend ist dieses nicht so einfach, da ländlich, obwohl wir uns unmittelbar an einer Großstadt liegend befinden. Diese Hausärztin wird schon länger in unserem Sprachgebrauch als "Frau Dr. Negativ" bezeichnet. Sie hat immer Gründe Sachen zu erklären, die nicht gehen, anstatt die positiven Aspekte oder Hilfestellung zu leisten. In Kontakt sind wir mit ihr nur wegen unlängst einige Male notwendig gewordene Unterschriften auf Krankentagegeld-Auszahlscheinen meiner chronisch kranken Frau. Mir selbst hat sie medizinisch auch nicht viel in der Vergangenheit helfen können (wollen). Bei einer Erkältung schickte sie mich immer weg zum HNO Arzt. Krankschriften sind bei mir eh sinnlos, da selbständig.
Diese Frau Doktor Negativ hat nun eine Verordnung für die täglichen Aus- und Anziehmodus der Thrombosestrümpfe meiner Mutter erstellt. Auch die Medikamentengabe sollte darin enthalten sein, jedoch bezahlt die Krankenkasse dieses nicht. "Unvollständige Angaben in der Verordnung" war die schriftliche Begründung. Der von der Frau Dr. Negativ ins Spiel gebrachte Pflegedienst meldete sich zu Beginn auch umgehend und war mit dem Vertrag schnell. Man arbeitet halt mit der Ärztin schon länger zusammen. Am ersten Tage derer Leistung wurde meine Mutter auch gleich unter die Dusche gestellt. Genau 2 Tage später brach eine massive Erkältung aus.
Die nun täglich um 9 Uhr anwesende Pflegekraft hat dies wohl an allen Tagen danach "übersehen" und der Ärztin nicht bescheid gegeben. Als es nun am letzten Wochenende schlimmer wurde, die ähnlichen Geräusche wie im Dezember aus ihrer Lunge kam, rief ich Frau Dr. Negativ an. Freitag um 12 Uhr... Natürlich kann sie nicht mehr kommen, da nach der Sprechstunde eine Fortbildung wäre, so die Sprechstundenhilfe Schwester xyz (die nur einer Sprechstundenhilfe ist und den Titel Schwester gar nicht tragen dürfte). Wir könnten ja den Notdienst anrufen. Allerdings erst ab 14 Uhr. Nach nochmaligen Anruf meinerseits, ob es denn doch nicht ginge und meiner Mutter nur abzuhören um eine Lungenentzündung o.ä. auszuschließen, blieb man bei der Absage. "Man könne nicht 24 Stunden aktiv sein" - "Die Pflegekraft hätte bei einer augenscheinlichen Erkrankung bescheid gesagt". Das hat sie natürlich nicht. Und das in einem Ton, der einer Kaserne gleich kam. Mein Hinweis, dass es doch für eine Arztpraxis unmöglich sei, ständig den Angehörigen am Telefon massiv zu unterbrechen wurde ignoriert. Ich legte dann einfach auf.
Wir wurden also völlig allein und im Regen stehen gelassen. Der eine schiebt es auf den anderen. Nur Geld bekommen beide von der Krankenkasse dafür. Aufgehoben fühlen ist etwas anderes. Keinerlei Unterstützung !
Auf auf zur Notaufnahme die Zweite...
Um 13 Uhr angekommen, um 18 Uhr gegangen. Freitag ist halt viel los. Am Ende war (oder ist) es eine Bronchitis. - 10 Tage Antibiotika und gut soll sein. Das war am Freitag. Als am Samstag um 9 Uhr die Pflegerein der Pflegestation aufschlug, wollte ich schon wissen, warum ihr denn der Zustand meiner Mutter in den letzten Tagen nicht auffiel... Naja, sie hat sich dann entschuldigt nicht bei der Ärztin Bescheid gesagt zu haben, würde es aber nun nachholen.
3 Tage später... Keine Reaktion. Weder von der Pflegestation noch der Ärztin.
Ich also die Pflegestation am heutigen Tage angerufen. Es war die Chefin, sehr unfreundlich. Man könne mir nicht sagen, ob die Ärztin nun Bescheid weiss, sie vermutet aber, dass ihre Angestellte soetwas schon sagen würde. Auf meinen Einwand hin, dass sie es zuvor eben auch nicht getan hätte, kam keine Antwort. Ja ich wurde beschimpft: "Ich solle mir eine andere Station suchen", sie unterstellte mir, dass ich die Mutter nur an die arbeitende Pflegestation loswerden wolle, usw. .
Da ich mich mittlerweile mit dem ganzen Thema intensiver beschäftigt habe, weiss ich, dass es eine Pflegeberatung seit ca. einem halben Jahr gesetzlich verankert ist. Darüber hatte die Pflegestation jedoch nicht informiert. Ihr Einwand darauf: "Das müsse sie mir nicht sagen, das weiss ja jeder, dass im Nachbarort eine derartige Institution (Pflegestützpunkt) vorhanden ist". Baff, das hat gesessen. Toll, ich bin als doof und weiss nicht Bescheid. Und der Pflegedienst und auch Frau Dr. Negativ müssen mir das auch gar nicht sagen, toll.
Der Termin für diese Pflegeberatung ist nun am Donnerstag die Woche. Ich bin gespannt, was mir die beiden bisherigen "Experten" noch alles verschwiegen haben. Diese, durch die Krankenkasse zu zahlende, Beratung ist nämlich genau für diese Situation vorgesehen, um eben diese Verwirrungen und Schwierigkeiten zu vermeiden. Aus welchem Grunde einem das verschwiegen wird, ist mir schleierhaft. Ich vermute, dass einem die Konkurrenz, die man vielleicht dort fachlich erfährt, zu viel ist. Wissende Angehörige sind evtl. hinderlich.
Wir sind nun also auf der Suche nach einem ordentlichen Hausarzt und einer ordentlichen Sozialstation (ist ein Unterschied zwischen Pflege- und Sozialstation!). Das wird aber alles nach dem Beratungsgespräch am Donnerstag eingeleitet.
Ach ja, zur Kur soll meine Mutter auch noch. 240 km entfernt. Aufgrund der Bronchitis hat sie die nun um eine Wochen auf den Beginn 8.2. verschoben. Das sollen wohl 3 Wochen werden.
Sollte meine Mutter es doch wieder so hinbiegen, dass sie nicht zur Kur fährt, wäre es Schade. So hätten wir nämlich die Chance, ihre Wohnung etwas umzugestalten. Meine Mutter hat sich "zugestellt" mit Bader, Quelle, Neckermann und Co.
Und dann ist da noch ein völlig verzogener (besser: nicht erzogener) aprikotfarbenen Pudel. Den haben wir dann an der Backe. Eigentlich schon seit Beginn der Aktion.
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